Schwarze Fluten - Roman by Dean Koontz

Schwarze Fluten - Roman by Dean Koontz

Autor:Dean Koontz
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-11-01T23:00:00+00:00


28

Ich war nicht stolz auf mich. Schämen wollte ich mich zwar auch nicht so richtig, aber ich war dankbar, dass es in der Waschküche keinen Spiegel gab, das gebe ich gern zu.

Eine Frau hatte ich noch nie geschlagen. Außerdem war Victoria nicht nur eine Frau, sie war auch kleiner als ich. Und sie war nicht nur eine Frau und kleiner als ich, sondern auch recht hübsch auf eine niedliche, elfenhafte Weise, weshalb ich mir vorkam, als hätte ich gerade eine kleine Fee verprügelt. Ja, ich weiß, Feen und Elfen sind etwas anderes, aber so fühlte ich mich eben.

Oddboy, Oddboy, in was bist du da bloß wieder hineingeraten?, fragte ich mich überflüssigerweise.

Ich tröstete mich mit der Annahme, dass sie die dunkelsten Geheimnisse von Roseland kannte und daher ein schlimmes Mädchen sein musste. Schließlich konnte sie nicht hier arbeiten, ohne etwas von der grausigen Sammlung toter Frauen im Keller des Mausoleums zu wissen, der vom Flur mit der Waschküche aus leicht erreichbar war.

Schlimmer noch, sie war offenbar in Noah Wolflaw verliebt oder bewunderte ihn zumindest. Welche Art von Persönlichkeit, Hausangestellte oder nicht, konnte wohl zärtliche Gefühle für jemanden hegen, der Frauen folterte und ermordete?

Ich öffnete ihren Mund, um mich zu vergewissern, dass sie sich bei meinem Aufwärtshaken nicht brutal auf die Zunge gebissen hatte. Es war kein Blut zu sehen, allerdings bekam sie sicher üble blaue Flecken und heftige Kopfschmerzen. Das tat mir leid, wenn auch wahrscheinlich nicht so leid, wie es mir hätte tun sollen.

In einer Ecke der Waschküche stand ein Bügeltisch mit einer Schublade, in der ich eine Schere entdeckte.

Victoria war noch nicht dazu gekommen, die Waschmaschinen einzuschalten. Als ich die Kleidung in einer davon durchwühlte, fand ich ein paar Sachen, die nicht anrüchig, dafür aber geeignet waren, zu Fesseln zurechtgeschnitten und -gerissen zu werden.

Rasch ging ich an die Arbeit, damit Victoria nicht verfrüht zu Bewusstsein kam und mich auf äußerst unangenehme Weise beschimpfte. Zuerst band ich ihr vor dem Körper die Handgelenke zusammen, dann fesselte ich sie an den Knöcheln. Die beiden Fesseln verband ich mit einem besonders langen Stoffstreifen, um das Elfchen am Aufstehen zu hindern.

Nachdem ich die Tür geöffnet und in den Flur gespäht hatte, nahm ich die junge Dame auf die Arme und eilte mit ihr in den Heizungsraum nebenan. Sie war schlank, wog jedoch erheblich mehr als eine Fee. Elfe sowieso.

Ich legte sie in einer Ecke ab, wo sie von der Tür aus nicht gesehen werden konnte, weil dazwischen ein Heizkessel stand, so groß wie die Booster eines Space Shuttles. Während ich den Raum verließ, fing sie zu murmeln an, als hätte sie gerade einen schlimmen Traum.

In die Waschküche zurückgekehrt, räumte ich die Schere auf. Griff mir ein paar Stoffstreifen, die ich noch brauchte. Warf die verschandelten Kleidungsstücke in den Mülleimer. Nahm den Kissenbezug mit der Metallsäge mit.

Als ich wieder bei Victoria Mors war, stöhnte sie, war aber noch nicht ganz bei Bewusstsein. Ich lehnte sie mit dem Rücken an die Wand, wodurch sie nun in etwa so dasaß wie die vierunddreißig Frauen im Keller des Mausoleums.



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